Mittwoch, 7. September 2011

Tollwutfall in Berlin


Diese Nachrichtenmeldung im morgendlichen Rundfunkprogramm am gestrigen Dienstag erregte sofort meine Aufmerksamkeit, zumal von „mehreren infizierten Personen“ gesprochen wurde, ja selbst das Wort „Opfer“ fiel im Zusammenhang mit dieser Meldung.
Was war geschehen?
Eine lebende Fledermaus wurde in Berlin-Charlottenburg von Passanten auf dem Boden hockend gefunden und die versuchten „ihr zu helfen“. Als das nicht glückte, wurde sie von einem „Tierfreund“ in der Spandauer Fledermaus-Station abgegeben, wo sie schließlich verendete.
Die Untersuchung des Tieres ergab die Diagnose „Tollwut“, was in unseren Breiten ja nicht so ungewöhnlich ist.
Das Besondere an diesem Fall ist, dass der Behörde nicht bekannt ist, wie viele Personen mit dieser Fledermaus Kontakt hatten und wie intensiv dieser eventuell war.
Da im Falle einer Infektion durch Bissverletzung möglichst schnell eine Behandlung der betreffenden Personen erfolgen muss, bedient sich die Gesundheitsbehörde auch der Medien, um die Kontaktpersonen aufzufordern, sich zu melden und einer Beratung bzw. Postexpositionsprophylaxe (PEP) gegen Tollwut zu unterziehen.
Auch dieser Fall zeigt auf, dass die Unkenntnis über das Vorkommen der Fledermaus-Tollwut in Deutschland in breiten Kreisen der Bevölkerung noch groß ist und verdeutlicht die Gefahr, die von Fledermäusen ausgeht.
In Europa kommen bei Fledermäusen hauptsächlich zwei Typen des Tollwutvirus vor -  European Bat Lyssa Virus Typ 1 und 2 (EBLV-1 und -2), die eng verwandt sind mit dem klassischen Tollwutvirus.
In der Nördlichen Tiefebene in Deutschland ist hauptsächlich die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinis) betroffen.


Die Bundesrepublik gilt seit Ende 2008 als „frei von klassischer Tollwut“, wie auch viele andere europäische Länder.
Weltweit sterben aber nach Angaben der WHO jährlich immer noch mehr als 55 Tausend Menschen an Tollwut, besonders betroffen sind Afrika und Asien.
Die jährlichen Ausgaben für die Tollwutprävention haben weltweit die Grenze von 1 Milliarde US-Dollar überschritten.
 
Daher gilt nach wie vor auch in Deutschland:
-     Kranke und verletzte Wildtiere (dazu gehören auch die Fledermäuse) nicht mit bloßen Händen anfassen. Fledermäuse haben sehr feine spitze Zähne, so dass Verletzungen nicht unbedingt bemerkt werden.
-     Wenn ein Kontakt zu einer Fledermaus bestanden hat, bei der Bissverletzungen nicht ausgeschlossen sind, unbedingt einen Arzt aufsuchen oder das Gesundheitsamt informieren, damit über die Notwendigkeit einer Behandlung entschieden werden kann.
-     Auslandsreisende sollten beachten, dass von streunenden Hunden und Katzen immer Gefahren ausgehen, insbesondere in Ländern, in denen die klassische Tollwut noch endemisch vorkommt.
 
Grundsätzlich gehört jede Bissverletzung durch ein Tier in ärztliche Behandlung!

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