Samstag, 14. Juli 2012

Milzbrand (Anthrax) - wie groß ist die Gefahr?


Milzbrand ist eine anzeigepflichtige Infektionskrankheit insbesondere der Huf- und Klauentiere (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine). Sie tritt aber auch bei Fleischfressern und beim Menschen auf und zählt daher zu den Zoonosen.

Verursacht wird Milzbrand durch die Anthraxbazillen (Bacillus anthracis), eine Bakterienart, die an der Luft schnell versport und so über Jahrzehnte infektiös bleibt. Huf- und Klauentiere stecken sich meistens durch Aufnahme dieser Milzbrandsporen mit dem Futter (Weidehaltung) oder über das Trinkwasser aus natürlichen Wasserläufen, Fleischfresser in erster Linie durch Aufnahme infizierten rohen Fleisches an.

Die Gefahr für den Menschen ist eher gering einzuschätzen, gefährdet sind hier nur ganz bestimmte Berufsgruppen, die möglicherweise über infizierte Tiere und deren Produkte mit den Milzbrandsporen in Kontakt kommen können (Mitarbeiter von Tierkörperbeseitigungseinrichtungen, Gerber, Landwirte, Tierärzte).
Milzbranderkrankungen kommen in der ganzen Welt vor (besonders häufig in Asien, Afrika und Südamerika), in Europa überwiegend im Mittelmeerraum und in Osteuropa.
In Deutschland treten Milzbrandfälle bei Tieren seit Jahren nur noch sporadisch als Einzeltiererkrankung auf, daher ist der Milzbrandausbruch in einer Herde in Sachsen-Anhalt mit bisher neun verendeten Tieren schon bemerkenswert.
Vermutet wird auch hier die Aufnahme der Milzbrandsporen mit dem Weidefutter bzw. dem Trinkwasser. Durch die starken Regenfälle der letzten Tage bleibt es nicht aus, dass auch auf Weiden das Wasser in großen Pfützen stehen bleibt und von den Tieren aufgenommen wird.

Die Milzbrandsporen gelangten bereits vor vielen Jahrzehnten in den Boden, als die Tierkörperbeseitigung noch nicht in der heutigen Form existierte und Tierkadaver einfach auf sogenannten Wasenplätzen (Wasen = feuchter Rasen) vergraben wurden, die damals auch für Ackerbau und Weidewirtschaft gesperrt waren.
Diese Wasenplätze gerieten im Laufe der Zeit in Vergessenheit, Unterlagen darüber wurden nicht angelegt oder sind durch verschiedene Einwirkungen (Brände, Kriege) verloren gegangen. Die moderne und intensive Landwirtschaft hat durch Flächenzusammenlegung auch solche brachliegenden Gebiete urbar gemacht und mit modernen Landwirtschaftsgeräten (Tiefpflügen) auch die Milzbrandsporen wieder an die Oberfläche befördert.

Trotzdem ist die Gefahr gering, es wird sich kein Mensch beim sonntäglichen Spaziergang im Grünen mit Milzbrandsporen infizieren und es kann auch kein Fleisch infizierter Tiere in die Nahrungskette gelangen.
Die Inkubationszeit beträgt nur wenige Stunden bis 2 Tage, die Krankheitssymptome sind beim Tier deutlich und führen rasch zum Tod.

Gefährdete Berufsgruppen sind geschult und belehrt, mögliche Infektionen sind bei rechtzeitiger Diagnose mit Antibiotika gut behandelbar.
Daher wurden auch die Menschen in Sachsen-Anhalt, die möglicherweise in Kontakt mit Milzbrandsporen gekommen sind, prophylaktisch mit Antibiotika versorgt.

Es gibt also keinen Grund zur Panik, auch wenn der Boulevard-Journalismus diesen Fall wieder etwas aufbauscht.
Das journalistische Sommerloch ist groß - na ja, es schwimmt eben auch nicht jeden Tag eine tote Kuh in der Elbe.


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Dienstag, 3. Juli 2012

Gefährliche Doppelgänger


Essen kann man sie alle … manche aber auch nur einmal!


Es gibt bereits erste Meldungen über Pilzvergiftungen.
Das Wetter ist günstig -  die Pilze wachsen in diesem Jahr besonders früh, und es ist Urlaubszeit. So mancher Urlauber verbringt die schönste Zeit des Jahres in Gegenden, wo es viele Pilze gibt. Nur sind es nicht unbedingt die, die er zu kennen glaubt und in seinem Heimatwald immer gesammelt hat.

In den Kiefernwäldern Brandenburgs wachsen neben vielen anderen Pilzen auch der
Perlpilz (Amanita rubescens), der ein vorzüglicher Speisepilz ist, der
giftige Pantherpilz (Amanita pantherina) und der
Graue Wulstling (Armanita excelsa), der zwar essbar, aber von geringem Wert ist und wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Pantherpilz nicht gesammelt werden sollte - 
oft zur gleichen Zeit und miteinander vergesellschaftet in einem Waldgebiet.
„Sachsentod“ wird er auch genannt, der giftige Pantherpilz, da oft Urlauber aus dem sächsischen Raum hier in Brandenburg den Pantherpilz versehentlich einsammeln.
Man muss die Unterschiede schon genau kennen, um sicher zu sein, dass die zubereitete Pilzmahlzeit ungefährlich ist und mit Appetit verzehrt werden kann.
Und nach wie vor gilt der Grundsatz:
Man sammelt nur die Pilze ein, die man genau kennt. Ist man sich bei einem Exemplar unsicher, lässt man ihn im Wald. Es ist immer noch besser, mal einen „guten“ Pilz im Wald zu lassen, als nach einer Pilzmahlzeit im Krankhaus zu landen. Eine Pilzvergiftung kann tödlich enden, auch im Überlebensfall hat man mit dauerhaften Organschädigungen zu rechnen.

Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale dieser 3 Pilzarten, die alle zur Familie der Wulstlingartigen innerhalb der Ordnung Blätterpilze gehören sind folgende:
Der Perlpilz (Amanita rubescens) hat einen glatten Hutrand und eine geriefte Manschette (wie ein Plisseeröckchen) und einen braunrötlichen Stielgrund. Der Stiel ist nach unten verdickt. Schneckenfraßstellen und Madengänge laufen immer rötlich an.
Die Hutfarbe ist grau, graurötlich bis rotbräunlich, die Velum-Flöckchen variieren von grauweiß bis rötlichgrau. Aber Vorsicht, Hutfarbe und Pusteln können je nach Alter und Standort des Pilzes sehr unterschiedlich sein und sind für sich allein kein Unterscheidungsmerkmal!
Der Geruch ist angenehm wohlriechend, er wächst je nach Witterung von Juni bis Oktober in Laub- und Nadelwäldern.


Der Pantherpilz (Amanita pantherina) hat einen gerieften Hutrand und eine glatte (ungeriefte) Manschette. Das Pilzfleisch und auch der Stiel sind immer weiß und nie rötend, auch Fraßstellen bleiben immer weiß. Die Hutfarbe ist schmutziggelb bis gelbbräunlich, die Flöckchen sind weißlich. Der Geruch des Pilzes erinnert an rohe Kartoffeln oder an Rettiche. Der Stiel hat eine deutlich abgesetzte Knolle, sieht aus wie ein „umgerolltes Söckchen“.
Er wächst wie auch der Perlpilz von Juni bis Oktober in Laub- und Nadelwäldern.
Der Pantherpilz enthält Giftstoffe (Ibotensäure und Muszimol), die bereits kurze Zeit nach dem Verzehr schwere Vergiftungssymptome hervorrufen. Bei schneller medizinischer Hilfe ist die Prognose jedoch günstig.


Der  Graue Wulstling (Amanita excelsa) hat wie der Perlpilz einen glatten, ungerieften Hutrand und eine graue, geriefte Manschette. Das ziemlich derbe Pilzfleisch ist weiß, unter der Huthaut im Scheitel grau (der Pantherpilz ist auch an dieser Stelle weiß!). Die Hutfarbe variiert von aschgrau bis graubräunlich, die Pusteln sind bei jüngeren Exemplaren weißlich, später dann grau. Der Stiel ist zwiebelförmig wulstig nach unten verdickt.
Der Geruch des Pilzes ist dumpf und erinnert an Rüben oder Rettiche, roh ist er giftig. Als Massenpilz erscheint er von Mai bis Oktober in Laub- und Nadelwäldern. Da er ohnehin kein wertvoller Speisepilz ist, sollte er von „Hobbypilzsammlern“ nicht genommen werden, die Verwechslungsgefahr mit dem Pantherpilz ist sehr groß!

Zu empfehlen ist diese Dokumentation:  www.blp-ev.de/pantherpilz.pdf 

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