Da erhält ein Maler- & Lackiermeister einen relativ großen Auftrag, obwohl er für sein Leistungsangebot mehrere Wochen (genau genommen war es ein ganzes Quartal) benötigt. Als Begründung für diese Verzögerung wurde Zeitmangel wegen anderer abzuarbeitender Aufträge und Urlaub angegeben.
Nun ja, eine Woche vor dem vorgesehenen Arbeitsbeginn wurde dann das (ziemlich teure) Angebot vorgelegt (immerhin mit Material und Arbeitsleistungen im fünfstelligen Bereich), für das Einholen weiterer Angebote also viel zu spät, denn schon 3 Wochen später war die Möbellieferung für diese Räume angekündigt (und das wusste dieser Handwerksmeister auch). Da er mir aber von mehreren Arbeitskolleginnen empfohlen wurde, alle Leistungen (Fliesen verlegen, Putzen und Malerarbeiten) für mich vorteilhaft aus einer Hand kamen, vergab ich diesen Auftrag, der dann auch pünktlich begonnen wurde.
Die Ausführung der Putz- und Malerarbeiten war fachmännisch und auch sonst lief alles recht zügig und zu meiner Zufriedenheit, wenn …..
ja, wenn das dumme Ding mit den Fliesen nicht passiert wäre. Denn dem Maler- & Lackiermeister war entgangen, dass gemaserte Fliesen auch mustergerecht verlegt werden müssen und so wurden bei einer Gesamtfläche von 49 m² über 30 Fliesen (60x60) seitenverkehrt verlegt, was auch einem Laien nicht verborgen bleibt - sehr ärgerlich für mich, aber leider auch nicht mehr zu ändern, ohne noch größeren Schaden anzurichten.
Als „Entschädigung“ bot der Handwerksmeister an, eine neue Auslaufgarnitur für meine Küchenspüle zu besorgen und auszutauschen (meine hatte ein kleines Loch und sprühte bei zu starkem Aufdrehen einen feinen Wasserstrahl an die Fliesenwand). Ich stimmte zu, er hat es auch prompt erledigt, aber die Auslaufgarnitur musste ich ihm bezahlen – eine tolle Entschädigung!
Die Arbeiten wurden aber termingemäß beendet, die Rechnung kam schnell und ich habe sie auch sofort bezahlt, obwohl mir nicht entgangen war, dass bei der Anzahl der Tapetenrollen (immerhin auch fast 50 € pro Rolle) „versehentlich“ 3 mehr auf der Rechnung standen. Andere Materialpositionen waren ohnehin nicht überprüfbar und ich gehe erst einmal grundsätzlich von der Ehrlichkeit eines Auftragnehmers aus.
Allerdings schärfen solche Dinge auch meine Sinne für überprüfende Kontrollen.
Nach Beendigung des Auftrages fragte ich bei diesem Handwerksmeister wieder an, ob er noch in diesem Jahr (Ende September – Anfang Oktober) ein weiteres kleines Zimmer (10 m²) herrichten kann (wie die Fliesen richtig zu verlegen sind, wusste er jetzt ja und die malermäßigen Arbeiten waren ja auch korrekt ausgeführt worden). Er versprach mir ein Angebot … und dann ..... es vergingen wieder die Wochen.
Ende August rief er plötzlich an und wollte wissen, ob der Termin nicht auf den 10. September vorzuverlegen geht, da es ihm zu dem ursprünglich anvisierten Termin Ende des Monats nicht passt.
Prinzipiell stimmte ich dem zu (obwohl damit mein eigener Zeitplan durcheinander geriet), aber er solle mir doch erst einmal das versprochene Angebot zusenden (als Begründung kam wieder, „viel Arbeit und erst mal Urlaub … von Ihrem Geld!“). Und dann auch gleich das noch ausstehende letzte Zimmer (13 m²) in das Angebot einbeziehen, denn nach dem 15. Oktober hatte er angeblich dann wieder „Freiraum“ und damit wären auch meine Arbeiten alle beendet.
Das Angebot erhielt ich dann als Mail-Anhang nur für das eine 10 m² große Zimmer. – Und ein Blick auf die Gesamtsumme ließ mich die Einzelposten schon etwas genauer ansehen.
Baustelleneinrichtung pauschal 250,-- (die hatte ich schon mal bezahlt und beim letzten Zimmer würde diese Position dann wohl auch wieder im Angebot stehen), 2x 18 kg (!) Tapetenkleister für einen 10 m² großen Raum (eigentlich wollte ich damit das Zimmer nicht füllen lassen!), Materialkosten für Grundierung 103,-- (für die 49 m² des ersten Auftrages standen 206,-- auf der Rechnung, jetzt sollte ich für ein Fünftel der Fläche den halben Preis bezahlen!).
Sorry, das ging nun doch etwas zu weit, es war ein netter Versuch, aber ich hatte nicht vor, weiter die melkende Kuh zu spielen bzw. dem Herrn Maler- & Lackiermeister einen weiteren Urlaub zu finanzieren.
Also antwortete ich gleich am nächsten Tag:
Sehr geehrter Herr H…,
vielen Dank für Ihr Angebot 2012/.. vom 26.08.12, das mir am 28.08.12 per E-Mail zuging.
In Anbetracht der kurzfristigen Vorverlegung des ursprünglich vorgesehenen Termins und Ihres jetzt erst eingegangenen Angebotes, ist es mir nicht mehr möglich entsprechende Vergleichsangebote einzuholen, was mir bei der Höhe Ihres Angebotes allerdings zwingend geboten scheint.
Ich nehme daher vorerst von meinem Vorhaben zum Termin 10.09.12 Abstand und kann Ihnen den Auftrag lt. Angebot 2012/.. so leider nicht bestätigen.
Mit freundlichen Grüßen
Auch wenn mir einer schon das „halbe Haus instand gesetzt hat“, sehe ich darin keine Verpflichtung auch nachfolgende Aufträge an diese Firma zu vergeben, wenn es ganz offensichtlich ein Prinzip ist, Angebote dem Kunden so spät zuzustellen, dass diesem keine Möglichkeit zum Vergleichen bleibt, was doch eigentlich ein marktwirtschaftliches Grundprinzip ist.
Und eines hat der Handwerksmeister auch vergessen. Bei der älteren Generation der „Neubundesbürger“ hat die Mehrheit handwerkliche Fähigkeiten und kann selbst malern und tapezieren. Ich habe mich jedenfalls wieder für die Do-it-yourself-Methode entschieden.
Die vorbereitenden Arbeiten (Entfernen von ca. 30 m² alter Tapete und des 10 m² großen Teppichbodens), für die ich 326,80 € berappen sollte, habe ich inzwischen als „Ausgleichssport“ schon selbst erledigt und dabei gleich noch die extra Entsorgungspauschale eingespart.
Für das Fliesen hat mir eine Fachfirma ein faires Angebot unterbreitet und den Zuschlag erhalten. Da wird es dann für den jetzt nicht einmal mehr halben Preis auch einen mustergerecht verlegten Fußboden geben.
Ein handwerklicher Beruf ist etwas Reelles und Bodenständiges und ein Handwerker soll für seine geleistete Arbeit auch gut verdienen, insoweit hat Handwerk tatsächlich den sprichwörtlichen goldenen Boden.
Wenn aber ein Handwerksmeister Leistungen aus Fremdgewerken anbietet, muss er sie auch beherrschen („Schuster, bleib bei deinen Leisten“). Wenn er aber meint, aus ehrwürdigem Handwerk für den Kunden ein Fass ohne Boden zu machen, dann versiegt ganz schnell die Quelle bei der melkenden Kuh.
Für mich habe ich die Lehre gezogen, Aufträge nie mehr ohne Angebotsvergleiche zu vergeben (auch wenn einer Firma ein noch so guter Ruf vorauseilt), denn wirklich empfehlen kann ich diesen Maler- & Lackiermeister nicht!
Wie antwortete er doch so schön: „Es ist für mich auch eine Vertrauenssache bei ihnen arbeiten zu dürfen.“
Für den Kunden gilt bei diesem Handwerksmeister: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“!
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