... oder, wie ich zu meinen Stubentigern kam - Teil 2
„Kater“ mochte seine neue Umgebung nicht, er verkroch
sich bei jedem Geräusch und versuchte nach draußen zu entwischen, sobald eine
Tür geöffnet wurde.
Und eines Tages passierte es dann wirklich, dass er durch
die geöffnete Terrassentür huschte. Einen Moment verharrte er wie erstarrt,
denn die Gegend war ihm ja völlig fremd. Es half kein Rufen und Locken, er lief
ums Haus und war plötzlich verschwunden und blieb es auch den ganzen Tag. Auch
am Abend ließ sich der weiß-schwarze Kater nicht mehr sehen – es war Januar und
es herrschte Frost. Also stellte ich ihm das Futter vor die Tür und hoffte auf
den nächsten Morgen, aber „Kater“ blieb verschwunden.
An diesem Tag musste ich an meinem Auto das Rad wechseln,
es stand mit Plattfuß vor der Garage – ein Nagel steckte im Reifen. Als ich die
Motorhaube öffnete, um den Wagenheber zu holen, sprang voller Panik „Kater“ vom
Motorblock. Er wusste nicht, wohin er jetzt flüchten sollte. Also öffnete ich
Haus- und Terrassentür, sprach beruhigend auf ihn ein – und „Kater“ nahm meine
Einladung an, sich doch besser wieder ins Haus auf die warme Fußbodenheizung zu
begeben. Ab sofort hatte ich eine absolute Wohnungskatze, erst im Frühling ging
er auf die Terrasse und in den Garten, aber das Grundstück hat er nie mehr
verlassen.
Mir war allerdings auch klar geworden, dass dieses
herrenlose Tier auf diese Weise bisher die kalten Winter überstanden hatte. Vermutlich
kroch er auf den Parkplätzen in der Cottbuser Innenstadt einfach in den Motorraum
der abgestellten Fahrzeuge, wenn der
Motor noch warm war.
An einem Abend unterschritt dieser einst scheue und
aggressive Kater mit aufgerichtetem Schwanz seine selbst gewählte Sicherheitsdistanz
und kam auf mich zu, so dass ich seine Schwanzspitze berühren konnte. Es
erfolgte keine Abwehrreaktion, auch nicht, als ich ihn an der Schwanzwurzel
kraulte – das Eis war gebrochen. Fast drei Jahre lebte „Kater“ in meiner Wohnung,
bevor er zum Menschen Vertrauen fasste. Aber ich habe auch immer seine Distanz
akzeptiert und nie versucht, ihn zu einer Nähe zu zwingen.
Von dem Tage an zeigte er eine große Vertrautheit und war
auch sehr verschmust, nur auf den Arm nehmen ließ er sich bis zum Schluss
nicht.
Aber es blieb nicht bei dem weiß-schwarzen Kater. Mein
Grundstück war offensichtlich die Reviergrenze zweier freilebender Kater, denn
nahezu in jeder Nacht fand ihr „Gesang“ unter meinem Fenster statt und ihre „Duftnoten“
setzten sie auch an die Türen.
Von einem dieser Kater wurde ich in der Folgezeit immer aus
einem Sicherheitsabstand beobachtet, wenn ich im Außenbereich tätig war. Er zeigte
ein sehr auffälliges Verhalten und wollte mir damit seine freundlichen
Absichten demonstrieren. Er legte sich hin, blinzelte mich an oder schloss die
Augen. Manchmal wälzte er sich auch auf dem Rücken und verringerte nahezu
täglich die Distanz. So konnte ich auch erkennen, dass es ein bereits älteres
Tier war (ich schätzte ihn auf mindestens 12 Jahre), das aber mit Menschen offensichtlich
bisher keine guten Erfahrungen gemacht hatte.
Dieser Kater war dem "Schwarzen" in Aussehen und Verhalten völlig gleich. Er tauchte im Spätherbst vor 3 Jahren völlig ausgehungert und scheu hier auf und wurde von mir gefüttert. Ich bin sicher, dass es ein Sohn von "Schwarzer" war. In diesem Frühjahr verschwand er plötzlich wieder, sein Schicksal ist ungewiss.
Eines Tages überwand er dann die letzte Distanz, ließ
sich streicheln und genoss es sichtbar. Nun wollte er mehr – nämlich auch einen
Platz in „meinem“ Revier und das zeigte er mir eben nach Kater Art. In einem
unbeobachteten Moment schlich er durch die offen stehende Terrassentür ins Haus
und markierte den Schlafkorb von „Kater“, der im Bad stand.
Also blieb mir nichts weiter übrig, als auch dieses Tier
kastrieren zu lassen und ihn als neues „Familienmitglied“ aufzunehmen. Freunde
wurden die beiden Kater nicht, sie gingen sich möglichst aus dem Weg oder ignorierten
sich, wenn sich eine Begegnung nicht vermeiden ließ. „Kater“ hielt sich
meistens in der Wohnung auf, er war ja auch schon relativ alt und wollte seine
Ruhe haben, und „Schwarzer“ war überwiegend draußen und verteidigte sein neues
Zuhause. Er war sehr dominant und verjagte jede andere Katze, die sich in sein
Revier wagte.
Ich konnte beobachten, dass andere Katzen sogar einen Umweg über
das Nachbargrundstück liefen und mein Grundstück mieden, denn der (fast)
schwarze Kater griff ohne große Vorwarnung an. Zu mir war er immer freundlich
und verschmust, lag bei der Gartenarbeit neben mir und verließ nicht mehr das
Grundstück.
Es kam die Zeit, da sich ankündigte, dass „Kater“ bald über
die Regenbogenbrücke gehen würde. Er war nahezu zahnlos und merklich alt
geworden. Als er begann regelmäßig auch nach der Nahrungsaufnahme das Futter zu
erbrechen, beschloss ich seinen Abschied zu erleichtern und ihm die erlösende
Spritze geben zu lassen.
„Schwarzer“ war jetzt Alleinherrscher und folgte mir auf
jeden Schritt oder saß „bei Fuß“ neben mir, so dass ich oft von Nachbarn hörte:
‚der ist ja wie ein Hund‘.
Lange sollte „Schwarzer“ aber nicht alleine bleiben …
Fortsetzung folgt …
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