... oder, wie ich zu meinen Stubentigern kam - Teil 1
Eigentlich wollte ich gar keine Katze haben, eigentlich ...
Nicht etwa, dass ich Katzen nicht mag, aber volle Berufstätigkeit und ganztägige Abwesenheit sind für die Katzenhaltung in einer Stadtwohnung (damals wohnte ich noch in Cottbus zur Miete im ersten Stock) ungünstige Voraussetzungen.
Und trotzdem übernahm ich eine Jungkatze, für die das Leben ansonsten schon zu Ende gewesen wäre.
Sie entwickelte sich prächtig und wurde eine Schönheit (langhaarig, getigert), was auch einem freilebendem Stadtkater nicht verborgen blieb.
"Krümel" wollte nicht in der Wohnung eingesperrt sein und hatte einen Weg vom Balkon über das Dach in die Freiheit gefunden. So genehmigte sie sich regelmäßige Stadtgänge und zeigte schließlich auch ihrem "Galan" den Weg zum Futternapf.
Dieser weiß-schwarze Kater war mir Jahre zuvor schon aufgefallen, als er immer zusammengerollt in den Grünanlagen an der Cottbuser Stadtmauer schlief.
Nun beanspruchte er - in dem er jede Ecke mit "strengem Duft" markierte - meinen Balkon und demonstrierte mir an einem nasskalten Novembertag sehr deutlich, dass es ihm unter meinem Küchentisch an der Heizung besser gefällt als draußen, indem er mich bei jeder Annäherung anfauchte.
Als schließlich noch ein zweiter Kater auftauchte (ich nannte ihn "Felix", weil er auch so aussah) und sie dann "um die Wette" markierten, fing ich sie nacheinander ein und ließ sie kastrieren. - "Felix" verschwand danach wieder, der Weiß-Schwarze aber blieb und schloss mit mir eine Vereinbarung: "Tust Du mir nichts, tue ich Dir auch nichts".
Er wollte nur regelmäßig gefüttert werden, einen warmen Schlafplatz und ca. 1 m Distanz - unterschritt ich diese (was in der Küche fast unvermeidbar war), drohte er fauchend...
"Krümel" kam eines Tages von einem Stadtausflug nicht mehr zurück. Sie hatte versucht, eine der am stärksten befahrenen Straßen zu überqueren ...
Zurück geblieben sind schöne und auch lustige Erinnerungen an diese Katzenschönheit.
Sie versteckte sich gern in der Wohnung und beobachtete dann aus ihrem Versteck heraus die dummen Menschen, die nach ihr suchten.
Mal lag sie flach auf einer Buchreihe im Bücherregal, ein anderes Mal saß sie auf dem Fensterbrett hinter dem Vorhang.
Meinem Sohn hat sie einmal ihre nächtliche Beute (eine noch unbefiederte Amsel) ins Sportzeug gesteckt - er fand sie dann erst in der Schule beim Anziehen ...
Manchmal musste ich auch ihre noch lebenden Beutetiere wieder einfangen - meistens Mäuse, aber auch eine angriffslustige Ratte.
Weihnachten hat sie unseren mühsam geschmückten Baum förmlich "leer gepflückt". Sie war wohl der Überzeugung, dass ihre Menschen das Lametta und die bunten Kugeln für sie als neues Spielzeug aufgehängt hätten. Am 2. Feiertag gab es in der Nacht dann ein ungewöhnliches Geräusch im Wohnzimmer - bis heute weiß ich nicht, wie sie es geschafft hat, den ganzen Baum umzuwerfen.
Ihr Lieblingsschlafplatz war der Regulator an der Wand. Sie lag auf diesem kleinen Brettchen, der Kopf lehnte an der Wand, Beine und Schwanz hingen an der Uhr runter - ein toller Anblick, und sie ist nie abgestürzt.
Dann kam der Tag, an dem ich von Cottbus wegzog, es war Silvester 1997 und der weiß-schwarze Kater flüchtete wegen des Umzugschaos und der fremden Leute in sein Stadtrevier. Aber mir war schon klar, dass er am nächsten Morgen wieder vor der Balkontür sitzen würde, damit er ins Warme und an sein Futter kam. Einfach zurück lassen wollte ich das bereits betagte Tier natürlich nicht, aber ich wusste auch nicht, wie ich ihn einfangen sollte - er ließ sich ja nicht anfassen und bestand nach wie vor auf Distanz.
Also fuhr ich am Neujahrsmorgen nach Cottbus, um die Schlussreinigung der Wohnung durchzuführen, die Transportkiste und Futter hatte ich ohnehin dort gelassen.
Wie vermutet, saß "Kater" (ein besserer Rufname war mir nicht eingefallen) vor der Balkontür und wartete schon auf Einlass.
Aber wie verstört war er beim Anblick der leeren Wohnung, er fauchte aggressiv, wenn ich auch nur einen Schritt auf ihn zuging. Er war den ganzen vergangenen Tag und in der Silvesternacht draußen und musste sehr hungrig und müde sein. Also stellte ich das Futter und die geöffnete Transportkiste in "sein" Zimmer und schloss die Tür, um mich der Reinigung der übrigen Räumlichkeiten zu widmen.
Als ich nach angemessener Zeit nach ihm sah, lag er zusammengerollt in der Transportkiste und schlief fest, so dass ich nur noch die Tür schließen musste. Seine erste Autofahrt verlief unproblematischer als ich befürchtet hatte, er war wohl einfach kaputt ...
Und so wurde aus einem Cottbuser Streuner eine Jacobsdorfer Hauskatze, nur musste "Kater" es erst noch begreifen.
Fortsetzung folgt ...
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