Gewusst wie – dann ist es eigentlich ganz einfach …
Im Folgenden versuche ich auf anschauliche Weise zu zeigen, wie ich Socken stricke, hier am Beispiel mit 4-fädiger Strumpfwolle für Größe 38/39.
Voran gestellt sei vorerst, dass man an der
Doppelbettstrickmaschine in Runden nur glatt rechts stricken kann und ein
2re-2li – Bündchen (auch bei 1re-1li) nur in Reihe geht. Man muss nach
Erreichen der gewünschten Reihenzahl dann die Maschen des HNB auf das VNB
umhängen und anschließend beidseitig je ein Viertel der Gesamtmaschen (am
Beispiel wären das je 15 Maschen) mithilfe eines Deckerkamms wieder auf das HNB
hängen.
Mir gefällt diese Methode aus zwei Gründen nicht:
1. am Ende verbleibt natürlich ein offenes Bündchen und zusammengenäht immer eine Naht und
2. ist der mit der Maschine aufgenommene Rand des Bündchens wenig elastisch und kann bei stärkeren Beinen zu eng werden.
Für Größe 38/39 schlage ich 60 Maschen mit einer Nadel
Stärke 4 an und stricke dann das Bündchen mit einem 15 cm langen
Bambusnadelspiel Stärke 2,5.
Bambusnadeln haben den Vorteil, dass sie schön leicht
sind und nicht aus dem Gestrick rutschen.
Nach Erreichen der
gewünschten Rundenzahl noch eine Runde nur rechte Maschen stricken (Bedeutung
wird beim Einhängen in die Maschine klar, dazu später).
Mit einem Nylon-Anschlagfaden und 2 Nadeln Stärke 4 noch
eine Runde rechte Maschen stricken, dabei so verteilen, dass auf jeder Nadel 30
Maschen sind und sich dabei die Masche mit dem Wollfaden vorn links befindet.
Das Sockenbündchen ist
nun fertig und die Socke kann mit der Doppelbettstrickmaschine fertig gestrickt
werden.
Dazu werden am vorderen Nadelbett (VNB) und am hinteren Nadelbett
(HNB) je 30 Nadeln in Arbeitsstellung gebracht. Dabei ist unbedingt die
Nadelversatzstellung R1 zu beachten, sonst besteht Nadelbruchgefahr.
Die äußerste Nadel links
befindet sich nun am HNB, die äußerste Nadel rechts am VNB (siehe Bild).
Das VNB wird zunächst abgesenkt, der Rand des Bündchens in den kurzen Anschlagkamm gehängt und der Wollfaden in die Maschine eingefädelt.
Die Maschen mit dem Nylon-Anschlagfaden werden jetzt auf die Nadeln
gehängt, das geht mithilfe des Einfachdeckers sehr leicht, ich beginne immer am
HNB rechts und fixiere zum Schluss das Ende des Nylonfadens in der Fadenklemme.
Dann wird das VNB rechts wieder angehoben, so dass es nur
noch auf der linken Seite abgesenkt bleibt. Jetzt lassen sich die Maschen des
Nylonfadens auch leicht auf dem VNB beginnend rechts einhängen. Es ist
angebracht nach ein paar Nadeln bereits kleine Gewichte in den Kamm
einzuhängen, damit die eingehängten Maschen nicht ungewollt wieder von den
Nadeln gleiten.
Wenn alle Maschen eingehängt sind, wird das VNB auch auf
der linken Seite wieder vollständig angehoben und der Nadelbettabstand auf
maximale Weite gestellt.Beim Anheben des Nadelbettes immer darauf achten, dass die Maschen der hochgezogenen Nadeln nicht unter die Nadelzunge rutschen.
Der Nylonfaden wird jetzt beginnend links am VNB entfernt. Dazu das
Fadenende spannen und mit Gefühl über den Nadelkopf ziehen, die darunter
liegende Wollmasche gleitet dabei von selbst auf die Nadel. Bei den Randmaschen
ist es hilfreich mit dem Decker zu unterstützen, damit die Wollmasche nicht zu
sehr gedehnt wird bzw. vom Nadelkopf rutscht. Diesen Vorgang solange fortsetzen
bis der Nylonfaden auf beiden Nadelbetten entfernt ist und auf allen 60 Nadeln
die mit der Hand gestrickte rechte Maschenrunde liegt. Der Wollfaden befindet
sich jetzt links bei der ersten Masche am VNB (siehe Bild).
Da in Runden gestrickt wird, würde jetzt auf der linken
Seite ein Loch entstehen.
Um das zu verhindern muss sich der Faden also zwingend
bei der linken Masche des HNB befinden. Dazu wird die mit der Hand gestrickte
rechte Runde jetzt „zurückgestrickt“ – wie beim Aufziehen von Reihen (mit dem
Nylonfaden bereits praktiziert). Auch hier bei den Randmaschen mit dem Decker
unterstützen, damit die Maschen nicht zu sehr gezogen werden bzw. abrutschen.
Die äußere linke Masche am HNB wird nicht aufgezogen, sie
ist die Fadenmasche.
In der Maschine hängt
jetzt nur noch das 2re – 2li gestrickte Bündchen.
Alle vorbereitenden Arbeiten sind jetzt abgeschlossen – es kann nun im wahrsten Sinne des Wortes „rund“ gehen.
Dazu folgende Maschineneinstellung wählen:
Nadelbettabstand 3,5
Musterwählgriff beider Nadelbetten auf „R“
Maschengrößenregler beider Nadelbetten auf „9“
Reihenzähler auf „000“ stellen
Gewichte in den Maschenkamm einhängenRandgewichte einhängen (Randgewichte immer 2-3 Reihen unterhalb der Nadelreihe einhängen, damit der Faden beim Übergang vom HNB auf das VNB nicht gedehnt wird, es entstehen sonst unschöne große Maschen).
Vor dem „Loslegen“ kontrollieren, ob der Faden korrekt in der Fadenführung des Schlittens liegt, Schlitten langsam an das Gestrick heranführen und dabei den Faden durch Zurückziehen straffen.
Nun 43 Runden stricken, dabei die Randgewichte regelmäßig nachrücken (aller 10 Runden genügt).
Bei Zählerstand 086 sind 43 Runden gestrickt und der Sockenschaft ist
fertig. Soll die Socke länger werden, einfach weiterstricken bis die gewünschte
Schaftlänge erreicht ist (2 Zählerschritte = 1 Runde).
Nun wird die Ferse mit verkürzten Reihen gestrickt (sogenannte
Bumerang-Ferse) – das ist auch ganz einfach, wenn ein paar Grundsätze beachtet
werden.
Zuerst werden die Schlitten getrennt, denn es wird jetzt
nur noch auf dem HNB gestrickt. Der Schlitten des VNB wird nach links bis an
den Schienenrand geschoben, damit er nicht stört. Das VNB senke ich noch nicht ab, damit verhindere ich das
Überdehnen der Maschen in der Fersenecke, nur der Nadelbettabstand wird am
Regler an der Maschinenseite auf maximale Weite gestellt, damit sich die
Krallengewichte nicht im Gestrick des VNB verhaken.
Ganz wichtig:
Musterwählgriff des HNB auf „N“ stellen, der Maschengrößenregler bleibt auf
„9“.
Bei den ersten 3 Nadeln, die auf jeder Seite in
Oberstellung gebracht werden, genügt es noch die Randgewichte einzuhängen.
Spätestens ab der 4. Nadel müssen auch für den korrekten Abzug des Gestricks Krallengewichte
verwendet werden.
Die Gewichte müssen
jetzt oft nachgehängt werden, die Randgewichte in jeder zweiten Reihe, die
Krallengewichte nach Gefühl, sobald das Gestrick auf den Nadeln zu locker wird.
Jede Nachlässigkeit („eine wird schon noch gehen“) wird gnadenlos bestraft.
Wird das Gestrick nicht ausreichend abgezogen, stricken die Maschen nicht und
müssen dann Nadel für Nadel mit der Hand mühsam nachgestrickt werden.
Jetzt wieder nach links stricken.
Von nun an werden die Reihen wie folgt wieder verlängert.
Auf der Schlittenseite immer die Nadel mit der Fadenmasche in Oberstellung
bringen und auf der gegenüberliegenden Seite die zwei inneren Nadeln aus der
Oberstellung in Einlegestellung schieben (geöffnete Nadelzungen!).Dabei auch immer an das Nachhängen der Gewichte denken, das Fersengestrick muss immer gestrafft sein.
Diesen Vorgang – Nadel mit der Fadenmasche auf der Schlittenseite in
Oberstellung schieben, auf der Gegenseite zwei Nadeln aus der Oberstellung in
Einlegestellung bringen – Reihe für Reihe wiederholen -
Damit ist die Ferse fertig gestrickt und es geht wieder in Runden
weiter, um das Fußteil zu stricken.
Dazu wird das VNB angehoben und der Schlitten wieder verbunden, der
Musterwählgriff am hinteren Schlitten wieder auf „R“ zurückgestellt (wichtig!),
beide Maschengrößenregler stehen noch auf „9“, Nadelbettabstand wieder auf 3,5 stellen und der Reihenzähler wird auf
„000“ gedreht.
Die Fersenkrallen bleiben vorerst noch am Gestrick
hängen, damit die Maschen des HNB gut abgezogen werden. Nur die Randgewichte
werden nach ca. 10 Runden aus der Ferse entfernt, um dann wieder als
Randgewichte beim Runden stricken zu dienen. Diese aber immer 2-3 Reihen
unterhalb der Nadelreihe einhängen, um ein gleichmäßiges Strickbild zu
erzielen.
Nach ca. 30 Runden
(Zählerstand 060) können dann auch die Fersenkrallen entfernt werden.
Mit jeder Runde „wächst“ auch die Socke. Da ich das Umhängen des Kammes
sehr lästig finde, wende ich einen kleinen Trick an, bevor die Kammgewichte auf
dem Fußboden aufsetzen.
Nach 59 Runden (Zählerstand 118), der Schlitten steht
links, wird die Sockenspitze gestrickt.
Ob man dazu den Zweifach- oder den Dreifachdecker
verwendet, ist Geschmackssache und hängt auch ein wenig von der Erfahrung im
Umhängen der Maschen mit den Deckern ab. Beides ergibt gleich gute Ergebnisse,
nur die Bandbreite ist eben verschieden.
Bei großen Sockengrößen sieht das breitere Band besser
aus, bei Kindersöckchen ist der Zweifachdecker mit dem schmaleren Band völlig
ausreichend.
Bei dieser Socke habe
ich die Spitze mit dem Dreifachdecker gearbeitet.
Dabei gehe ich immer nach einem bestimmten Schema vor,
das erleichtert die Arbeit und vermeidet Fehler.
Den Zähler stelle ich auf 110 zurück (das ist eine ganz
individuelle Maßnahme, da ich das Abnehmschema auch für andere Sockengrößen
anwende und die Zählerstände bereits im Kopf habe).
Abgenommen wird immer an allen 4 Rändern je
eine Masche durch gleichzeitiges Versetzen von 3 Maschen um eine Masche mit dem Dreifachdecker auf die 3
inneren Nadeln.
Auch die Reihenfolge sollte immer die gleiche bleiben: HNB li – VNB li – HNB re – VNB re.
Die dadurch frei
gewordenen äußeren Nadeln schiebe ich immer sofort in Nullstellung. Vergisst man
es, werden bei der nächsten Runde die Maschen wieder aufgenommen.
Zunächst wird 7x
in jeder 2. Runde abgenommen und zwar bei Zählerstand
110 – 114 – 118
– 122 – 126 – 130 – 134 … ab Zählerstand 136 in jeder Runde.Wenn auf jedem Nadelbett nur noch 10 Maschen sind, können auch die Randgewichte entfernt werden, das erleichtert das Umhängen der Maschen.
Mit einer Wollnadel die verbliebenen 12 Maschen abnehmen. Den Faden von unten durch die Maschen ziehen, dabei die Maschen nicht anstechen damit sich die Spitze gut zusammenziehen lässt (gegebenenfalls mit dem Decker oder dem Arbeitshaken die Masche „aufhalten“).
Ich wiederhole diesen Vorgang dann nochmals (doppelt hält besser J). Wenn alle Maschen gesichert sind kann das VNB wieder angehoben werden. Die Socke wird von den Nadeln genommen und die Spitze zusammengezogen.
Entstanden sind Socken aus einem Stück mit Bumerang-Ferse und
elastischem Bündchen ohne Naht, bei denen am Ende nur noch 2 Fäden zu
vernähen sind und die am Fuß gut sitzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen