Mittwoch, 19. Juni 2013

Der Miniaturenpark niederschlesischer Baudenkmäler in Kowary (Schmiedeberg)

... eine ganz besondere Sehenswürdigkeit vor der märchenhaften Kulisse des Riesengebirges


Vor 10 Jahren schuf der vielgereiste Elektroniker/Informatiker Marian Piasecki, eigentlich ein Spezialist für Reaktorsicherheit, gemeinsam mit seiner Ehefrau und vielen fleißigen Modellbauern einen wohl einzigartigen Park mit detailgetreuen Modellen historischer Bauten Niederschlesiens.

 
 
Diese historischen Bauten sind im Maßstab 1:25 so präzise dargestellt, dass es schwerfällt, bei einer Fotografie Original und Modell zu unterscheiden. Dem Betrachter ist es dadurch möglich, bei vielen historischen Bauten Details zu sehen, die beim Originalbau oft verborgen bleiben.
 
Ein prachtvoller Barockbau ist das Marienmünster in Grüssau, dessen Türme 71 Meter hoch sind und nur am Modell ihre ganze Schönheit dem Betrachter offenbaren.
 

Ein ganzes Jahr lang arbeiteten zwölf Modellbauer an diesem wunderschönen Werk.

Das Schloss Fürstenstein steht seit dem 13. Jahrhundert bei Waldenburg und gilt als wohl größte Schlossanlage Schlesiens. Hier residierte Daisy von Pless (galt in ihrer Zeit als schönste Adlige Europas), die Ehefrau des Fürsten Johann Heinrich XV.


 
Das Modell ist für den Betrachter faszinierend, sein Bau wurde von 11 Modellbauern in nur zwei Jahren errichtet.
 
Die Friedenskirche Schweidnitz ist seit 2001 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Sie bietet 7500 Gläubigen Platz (3000 Sitzplätze/4500 Stehplätze) und ist die größte Holzkirche Europas. Sie wurde nach dem Sieg der Katholiken über die Protestanten nach bestimmten Bedingungen des Westfälischen Friedens ab 1648 vor den Toren der Stadt von den evangelischen Schlesiern für die Protestanten Schlesiens gebaut.
 

Das detailgetreue Modell ist beeindruckend, es wurde in nur 4 Monaten von 9 Modellbauern geschaffen.
 
Von einer ursprünglichen Burganlage mit Wassergraben existiert nur noch der Wohn- und Wehrturm in Boberröhrsdorf in der Nähe von Jelena Góra (Hirschberg), der die mittelalterliche Architektur in Schlesien repräsentiert. Im Innern befinden sich aus dem 14. Jahrhundert stammende Wandmalereien, deren Inhalte den Historikern bis heute Rätsel aufgeben.
 
 
Der Bau des Modells dauerte 2 Monate und wurde von 4 Modellbauern errichtet.
 
Die Burg Tzschocha war im Mittelalter eine Grenzbefestigungsanlage zwischen Schlesien und Böhmen. Von Filmproduzenten wurde sie mehrfach als historische Kulisse benutzt. Das Original ist leider nicht mehr zu Besichtigungszwecken geöffnet. Wie viele historische Bauten in Schlesien dient es heute als Hotel.
 
 

 
 
Auch die von Baumeister Karl Friedrich Schinkel errichtete Erdmannsdorfer Kirche wurde originalgetreu modelliert. In Erdmannsdorf fanden viele wegen ihres Glaubens verfolgte Tiroler eine neue Heimat, was dem Ort eine für Schlesien untypische alpenländische Architektur und die Zusatzbezeichnung "Zillertal" einbrachte.
 

 Sieben Modellbauer haben 3 Monate lang an diesem Schinkel-Bau gearbeitet.

Auch das Gerhart-Hauptmann-Haus in Agnetendorf darf natürlich nicht in dieser Miniaturen-Sammlung fehlen. Der Schriftsteller ließ es 1900/1901 nach seinen Ideen errichten und bewohnte es bis zu seinem Tode. Nach dem zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als Kinderherberge, heute ist es Museum und gibt Einblicke in Leben und Werk dieses großen Schriftstellers.

 
Am Modell des Gerhart-Hauptmann-Hauses wurde drei Monate lang durch 5 Modellbauer gearbeitet.
 
Die Burg Kynast gilt als einzige Burg Europas die nicht erobert wurde. Allerdings fiel sie im Jahre 1675 einem Blitz zum Opfer und existiert seither nur noch als Ruine. Erbaut wurde sie zwischen 1353 bis 1364 von dem Schweidnitzer Herzog Bolko II., dessen Witwe sie an den Ritter Götze Schoff übergab.
Die Burgruine dient seit 1991 als Veranstaltungsort von Ritterturnieren und ist Sitz der ritterlichen Bruderschaft.
Natürlich gibt es auch Legenden, die mit dieser Burg verknüpft sind. So soll das Burgfräulein Kunigunde noch immer in der Burgruine herumgeistern und Besucher erschrecken. Einst mussten junge Ritter, die um sie warben, als unlösbare Prüfung um den Mauerring der Burg reiten und stürzten dabei in den Tod. Nur einem polnischen Ritter soll es gelungen sein, die gestellte Aufgabe zu erfüllen, aber er verschmähte ihre Hand wegen der vielen in den Abgrund gestürzten Ritter.
 
 
 
Neun Modellbauer haben in nur elf Monaten diese Burganlage als Modell geschaffen, eine beachtliche Leistung.
 
 
Das Schildauer Schloss hatte mit König Friedrich Wilhelm III. wohl seinen berühmtesten Besitzer. Er übergab es seiner Tochter, Prinzessin Luise der Niederlande, deren Familie es bis 1908 in Besitz hatte. Im zweiten Weltkrieg wurde es als Kriegsgefangenenlager genutzt, jetzt ist es ein Luxushotel.
 
 
Sechs Modellbauer bauten drei Monate lang am Schildauer Schloss im 1:25 - Format, eine gelungene Arbeit.
 
 
Auch Schloss Boberstein erstrahlt als Miniatur in neuer alter Schönheit. Das Original ist leider immer noch eine Ruine und wartet auf einen zahlungskräftigen Schlossherrn, der es wieder aufbaut.
Es hatte mehrere Besitzer und erhielt erst Ende des 19. Jahrhunderts das endgültige Aussehen im Stil der Neorenaissance mit gotischen Elementen. Auch dieses Schloss diente als Kriegsgefangenenlager und Unterkunft für Umsiedler. Später war es Sitz einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, die es in den 70iger Jahren aufgab.
 
 
An dem Modell dieses ausgesprochen hübschen Schlosses arbeiteten acht Modellbauer drei Monate lang. Bleibt zu hoffen, dass das Original bald einen Bauherrn findet und nicht dem völligen Verfall preisgegeben wird.
 
Die St.-Maternus-Kirche in Liebenthal gehörte einst zu einem großen Klosterkomplex, angesiedelt waren hier seit 1278 Benediktinerinnen, die auch diese Kirche wieder aufbauten, nachdem sie und Teile der Stadt 1723 durch ein Feuer zerstört wurden.
 



 
Das Modell der Kirche Liebenthal wurde nach 3 Monaten von 7 Modellbauern fertiggestellt.
 
Die Schweizerhütte ist die älteste und einzige, ganz aus Holz errichtete Baude der Sudeten, die seit ihrer Entstehung auch nicht mehr verändert wurde.
Errichtet wurde sie 1823 als Jagdhütte für den Bruder des Preußenkönigs Wilhelm von Hohenzollern. Sie steht auf der Liste der geschützten Kulturdenkmäler.



Am Modell der Schweizerhütte wurde von zwei Modellbauern zwei Monate lang gebaut.

Das Original der Kirche WANG, eine der bedeutenden Sehenswürdigkeiten im Riesengebirge, zeigte sich bei unserem Besuch "vernebelt", da die Wolken alles einhüllten. Diese Kirche aus Holz wurde im 12. Jahrhundert in Norwegen im Ort Vang erbaut und sollte wohl abgerissen werden, da sie zu klein geworden war. Friedrich Wilhelm IV. hat sie dann käuflich erworben, zerlegen und letztlich in Krummhübel (Karpacz) wieder aufbauen lassen. Der Granitturm wurde erst später, zu ihrem Schutz errichtet. Interessant sind die noch im Kirchengelände verbliebenen Grabstellen mit ihren deutschen Inschriften. Offensichtlich wurden hier privilegierte Persönlichkeiten des Bürgertums beigesetzt. Die Kirche dient der evangelischen Glaubensgemeinschaft der umliegenden Gemeinden. Es finden polnische und auch deutsche Gottesdienste statt.




Am Modell der Kirche Wang haben drei Modellbauer zwei Monate lang gearbeitet.
 
 
Das Besteigen der Schneekoppe ist mühsam, beim Modell schafft es aber auch der "Fußlahme".
Im Außengelände befindet sich das Modell mit den heutigen Gipfelgebäuden, in der Halle ist ein weiteres Modell mit der alten Baude zu sehen.
 
 
Der Miniaturenpark zeigt sowohl in der Halle als auch im Freigelände noch viel mehr historische Baudenkmäler - das Rathaus in Breslau, das Haus des Stellmachers und das Rathaus in Görlitz, den Palast von Vrchlabi (Hohenelbe), Schloss Klitschdorf, Eichberger Schloss, Schloss Eckersberg, Schloss Arnsdorf. die hölzernen Weberhäuser "12-Apostel" Schömberg, ja sogar einen ganzen Straßenzug der Hirschberger Altstadt und, und, und ... und dazwischen Dackel "Schlumpi", der dem Erbauer des Parks gehört und zum Größenvergleich in allen Prospekten und auf der Eintrittskarte gewissermaßen zum "Wahrzeichen" des Miniaturenparks geworden ist.
 
Das Riesengebirge ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Schmiedeberg (Kowary) mit seinem Miniaturenpark und dem zu besichtigenden Stollenbergwerk sollten dabei mit eingeplant werden - es lohnt sich einfach.

 
 
 
Quelle der historischen Angaben:
NIEDERSCHLESIEN  HISTORISCHE SEHENSWÜRDIGKEITEN EN MINIATURE, WYDAWNICTWO TURYSTYCZNE, Jelena Góra
 
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1 Kommentar:

  1. Solche Miniaturländer sind doch immer wieder eine Augenweide. So toll und bewundernswert was da viele fleißige und geschickte Hände so herstellen können.
    Ich war im letzten Herbst im MiniAthür in Ruhla/Thüringen das ist auch sehr sehr schön.

    LG Gisela

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