Milzbrand ist eine anzeigepflichtige Infektionskrankheit
insbesondere der Huf- und Klauentiere (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde,
Schweine). Sie tritt aber auch bei Fleischfressern und beim Menschen auf und
zählt daher zu den Zoonosen.
Verursacht wird Milzbrand durch die Anthraxbazillen (Bacillus
anthracis), eine Bakterienart, die an der Luft schnell versport und so über
Jahrzehnte infektiös bleibt. Huf- und Klauentiere stecken sich meistens durch
Aufnahme dieser Milzbrandsporen mit dem Futter (Weidehaltung) oder über das
Trinkwasser aus natürlichen Wasserläufen, Fleischfresser in erster Linie durch
Aufnahme infizierten rohen Fleisches an.
Die Gefahr für den Menschen ist eher gering
einzuschätzen, gefährdet sind hier nur ganz bestimmte Berufsgruppen, die
möglicherweise über infizierte Tiere und deren Produkte mit den Milzbrandsporen
in Kontakt kommen können (Mitarbeiter von Tierkörperbeseitigungseinrichtungen,
Gerber, Landwirte, Tierärzte).
Milzbranderkrankungen kommen in der ganzen Welt vor
(besonders häufig in Asien, Afrika und Südamerika), in Europa überwiegend im Mittelmeerraum
und in Osteuropa.In Deutschland treten Milzbrandfälle bei Tieren seit Jahren nur noch sporadisch als Einzeltiererkrankung auf, daher ist der Milzbrandausbruch in einer Herde in Sachsen-Anhalt mit bisher neun verendeten Tieren schon bemerkenswert.
Vermutet wird auch hier die Aufnahme der Milzbrandsporen mit dem Weidefutter bzw. dem Trinkwasser. Durch die starken Regenfälle der letzten Tage bleibt es nicht aus, dass auch auf Weiden das Wasser in großen Pfützen stehen bleibt und von den Tieren aufgenommen wird.
Die Milzbrandsporen gelangten bereits vor vielen
Jahrzehnten in den Boden, als die Tierkörperbeseitigung noch nicht in der
heutigen Form existierte und Tierkadaver einfach auf sogenannten Wasenplätzen
(Wasen = feuchter Rasen) vergraben wurden, die damals auch für Ackerbau und
Weidewirtschaft gesperrt waren.
Diese Wasenplätze gerieten im Laufe der Zeit in
Vergessenheit, Unterlagen darüber wurden nicht angelegt oder sind durch verschiedene
Einwirkungen (Brände, Kriege) verloren gegangen. Die moderne und intensive
Landwirtschaft hat durch Flächenzusammenlegung auch solche brachliegenden
Gebiete urbar gemacht und mit modernen Landwirtschaftsgeräten (Tiefpflügen)
auch die Milzbrandsporen wieder an die Oberfläche befördert.
Trotzdem ist die Gefahr gering, es wird sich kein Mensch
beim sonntäglichen Spaziergang im Grünen mit Milzbrandsporen infizieren und es
kann auch kein Fleisch infizierter Tiere in die Nahrungskette gelangen.
Die Inkubationszeit
beträgt nur wenige Stunden bis 2 Tage, die Krankheitssymptome sind beim Tier
deutlich und führen rasch zum Tod.
Gefährdete Berufsgruppen sind geschult und belehrt,
mögliche Infektionen sind bei rechtzeitiger Diagnose mit Antibiotika gut
behandelbar.
Daher wurden auch die Menschen in Sachsen-Anhalt, die
möglicherweise in Kontakt mit Milzbrandsporen gekommen sind, prophylaktisch mit
Antibiotika versorgt.
Es gibt also keinen Grund zur Panik, auch wenn der
Boulevard-Journalismus diesen Fall wieder etwas aufbauscht.
Das journalistische Sommerloch
ist groß - na ja, es schwimmt eben auch nicht jeden Tag eine tote Kuh in der
Elbe.
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