Donnerstag, 2. Februar 2012

Das „Schmallenberg-Virus“ ...

... eine spannende Herausforderung für die Forschung, aber tragisch für betroffene Tierhalter
 
Es ist ein Orthobunyavirus, das vermutlich durch blutsaugende Insekten (Gnitzen und Stechmücken) auf Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) übertragen wird. 
Ob auch die Wildwiederkäuer empfänglich und betroffen sind, ist bisher noch unbekannt.
 
Infizierte Tiere zeigen über einen kurzen Zeitraum einen milden Krankheitsverlauf (bei Rindern kurzzeitig Fieber, Milchrückgang, manchmal Durchfall) oder gar keine Krankheitssymptome (Schafe und Ziegen).
Fatal ist bei dieser Virusinfektion, dass bei tragenden Tieren durch dieses Virus schwere Schäden an den Feten verursacht werden können.
Es kommen gehäuft Aborte, Früh- bzw. Totgeburten vor und die Kälber und Lämmer weisen oft Fehlbildungen auf, die sie lebensunfähig machen oder zu Nottötungen führen (Gehirnmissbildungen wie Kleinhirnhypoplasie und/oder Hydrocephalus). 
Durch Fehlstellung der Gliedmaßen (bedingt durch Sehnenverkürzungen), Wirbelsäulenverkrümmung und Torticollis (Kopf ist durch eine Verkürzung des Nackenbandes nach hinten verbogen) wird der Geburtsvorgang erschwert, was zusätzlich zu Muttertierverlusten führen kann.
 
Was jetzt offensichtlich wird und die Medien veranlasst, in breiten Lettern von einer neuen Tierseuche, die über Deutschland zieht, zu berichten, sind eigentlich nur die Folgen einer Infektion, die bereits im Spätsommer und Herbst stattgefunden hat.
Leider ist damit zu rechnen, dass die Meldungen über missgebildete Neugeborene noch zunehmen werden, denn die Ablammzeit bei den Schafen hat gerade erst begonnen und die Abkalbezeit der ganzjährig im Freien gehaltenen Mutterkuhherden kommt erst noch.
 
Ob die Orthobunyaviren (und es sind keine neuen, aber für uns bisher exotische Viren) aus den wärmeren Regionen neu eingeschleppt wurden, oder aber schon längere Zeit auch in den europäischen Ländern existent sind und im vergangenen Jahr nur optimale Bedingungen hatten, ist bisher nicht bekannt.
Fakt ist nur, dass im letzten Herbst durch die milden Temperaturen auch die blutsaugenden Insekten sehr lange aktiv waren und damit als Virusüberträger auf bereits tragende Muttertiere infrage kommen.
 
Nach dem bisherigen Kenntnisstand handelt es sich bei den Orthobunyaviren nicht um Zoonoseerreger, es geht von diesen Viren also auch keine Gefahr für die menschliche Gesundheit aus.
 
Ein Impfstoff steht bisher (noch) nicht zur Verfügung. Es bleibt zu hoffen, dass infolge der Durchseuchung der Herden die Tiere eine natürliche Immunität erworben haben und im kommenden Jahr die Ausmaße dieser Erkrankung zurückgehen und wieder gesunde Jungtiere geboren werden.
 
Weitergehende Informationen sind hier zu finden
 
oder auch in diesem anschaulichen Filmbeitrag der Tierärztlichen Hochschule Hannover
 


  
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