Mittwoch, 15. Februar 2012

Gefährlicher Schlankheitswahn



Sibutramin, eine pharmakologische Substanz, die seit 1999 zur Gewichtsreduzierung bei Fettleibigkeit als sogenannter „Appetitzügler“ (in Deutschland als Reductil® - Kapseln bekannt) zum Einsatz kam, ist schon seit Januar 2010 als Arzneistoff nicht mehr zugelassen.

Es traten erhebliche Nebenreaktionen, insbesondere schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (Rhythmusstörungen, Herzinfarkt, Kammerflimmern, Herzstillstand), allergische Hautreaktionen, Krampfanfälle, trockener Mund, Sehstörungen, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Schlaganfälle u.a. auf, die in keinem Verhältnis zu den erzielten Gewichtsreduktionen bei den ohnehin meistens vorbelasteten übergewichtigen Patienten standen.

Nach Auftreten mehrerer Todesfälle (weltweit sollen es 34 sein), die im Zusammenhang mit der Einnahme von Sibutramin standen, wurden diese Arzneimittel innerhalb der Europäischen Union, aber auch in den USA aus dem Verkehr gezogen. 
Mit Entzug der Zulassung sind damit alle Sibutramin-Präparate in der BRD nicht mehr verkehrsfähig und der Handel mit diesem nicht zugelassenen Arzneimittel ist somit ein Straftatbestand.

Ungeachtet der gefährlichen Nebenwirkungen wird Sibutramin als schlank machendes Präparat im Internet weiterhin beworben und gehandelt, nicht nur in Form von Monopräparaten (z.B. LiDa aus China) sondern auch als Beimengungen zu Kaffee (Slimming Coffee Leisure 18).

Während bei diesen Erzeugnissen der Verbraucher noch erkennen oder sich informieren kann, dass er sich bei Erwerb und Einnahme dieser „Schlankheitsmittel“ einer hohen Gefahr für seine Gesundheit aussetzt, kommen zunehmend aus dem asiatischen Raum Mittel auf den Markt, die Sibutramin enthalten, was aber nicht deklariert ist.

Beworben werden sie als „rein pflanzlicher Natur“ und suggerieren dem Abnahmewilligen damit besonders gesund und ungefährlich zu sein.

Die Arzneimitteluntersuchungsstelle des Landeslabors Berlin-Brandenburg (LLBB) untersuchte in letzter Zeit Proben solcher durch den Zoll beschlagnahmter Schlankheitsmittel und wies Sibutramin als Wirkstoff in erheblichen Mengen nach, obwohl der Inhalt als „pflanzliche Bestandteile“ ausgewiesen war und die Angabe der pharmakologisch wirksamen Substanz Sibutramin fehlte.

Der Verbraucher ist hier völlig ahnungslos, dass er sich bei Einnahme dieser Schlankheitsmittel einem hohen gesundheitlichen Risiko aussetzt.
Auch dürfte der Zoll bei Beschlagnahme von Sibutramin-haltigen Präparaten nicht gerade erfreut sein und wird möglicherweise wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und wegen verbotener Einfuhr ermitteln, aber das ist dann zweitrangig.

Daher gilt:
Finger weg von Schlankheitsmitteln aus dem Internet!

Wer die Pharmaindustrie mit solchen Präparaten reich machen will, sollte es wenigstens seiner Gesundheit wegen mit geprüften und zugelassenen Mitteln aus der Apotheke tun.

Und als kleiner Trost für etwas „stärkere“ Menschen: 

Statistisch ist nachgewiesen, dass etwas übergewichtige Personen eine höhere Lebenserwartung haben als „Hungerhaken“. 
 

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Donnerstag, 2. Februar 2012

Das „Schmallenberg-Virus“ ...

... eine spannende Herausforderung für die Forschung, aber tragisch für betroffene Tierhalter
 
Es ist ein Orthobunyavirus, das vermutlich durch blutsaugende Insekten (Gnitzen und Stechmücken) auf Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) übertragen wird. 
Ob auch die Wildwiederkäuer empfänglich und betroffen sind, ist bisher noch unbekannt.
 
Infizierte Tiere zeigen über einen kurzen Zeitraum einen milden Krankheitsverlauf (bei Rindern kurzzeitig Fieber, Milchrückgang, manchmal Durchfall) oder gar keine Krankheitssymptome (Schafe und Ziegen).
Fatal ist bei dieser Virusinfektion, dass bei tragenden Tieren durch dieses Virus schwere Schäden an den Feten verursacht werden können.
Es kommen gehäuft Aborte, Früh- bzw. Totgeburten vor und die Kälber und Lämmer weisen oft Fehlbildungen auf, die sie lebensunfähig machen oder zu Nottötungen führen (Gehirnmissbildungen wie Kleinhirnhypoplasie und/oder Hydrocephalus). 
Durch Fehlstellung der Gliedmaßen (bedingt durch Sehnenverkürzungen), Wirbelsäulenverkrümmung und Torticollis (Kopf ist durch eine Verkürzung des Nackenbandes nach hinten verbogen) wird der Geburtsvorgang erschwert, was zusätzlich zu Muttertierverlusten führen kann.
 
Was jetzt offensichtlich wird und die Medien veranlasst, in breiten Lettern von einer neuen Tierseuche, die über Deutschland zieht, zu berichten, sind eigentlich nur die Folgen einer Infektion, die bereits im Spätsommer und Herbst stattgefunden hat.
Leider ist damit zu rechnen, dass die Meldungen über missgebildete Neugeborene noch zunehmen werden, denn die Ablammzeit bei den Schafen hat gerade erst begonnen und die Abkalbezeit der ganzjährig im Freien gehaltenen Mutterkuhherden kommt erst noch.
 
Ob die Orthobunyaviren (und es sind keine neuen, aber für uns bisher exotische Viren) aus den wärmeren Regionen neu eingeschleppt wurden, oder aber schon längere Zeit auch in den europäischen Ländern existent sind und im vergangenen Jahr nur optimale Bedingungen hatten, ist bisher nicht bekannt.
Fakt ist nur, dass im letzten Herbst durch die milden Temperaturen auch die blutsaugenden Insekten sehr lange aktiv waren und damit als Virusüberträger auf bereits tragende Muttertiere infrage kommen.
 
Nach dem bisherigen Kenntnisstand handelt es sich bei den Orthobunyaviren nicht um Zoonoseerreger, es geht von diesen Viren also auch keine Gefahr für die menschliche Gesundheit aus.
 
Ein Impfstoff steht bisher (noch) nicht zur Verfügung. Es bleibt zu hoffen, dass infolge der Durchseuchung der Herden die Tiere eine natürliche Immunität erworben haben und im kommenden Jahr die Ausmaße dieser Erkrankung zurückgehen und wieder gesunde Jungtiere geboren werden.
 
Weitergehende Informationen sind hier zu finden
 
oder auch in diesem anschaulichen Filmbeitrag der Tierärztlichen Hochschule Hannover
 


  
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