... oder, wie ich zu meinen Stubentigern kam - Teil 3
Eines Tages fragten nahe Verwandte telefonisch an, ob ich nicht eine kleine Katze übernehmen könnte. Wie so oft hatten die Eltern dem Drängen der Kinder nachgegeben und sich einen Katzenwelpen ins Haus geholt, schnell aber gemerkt, dass sie damit auch vor vorher nicht gut überlegten Problemen standen.
Eigentlich wollte ich keinen Katzenwelpen, da auch ich Probleme wegen meiner ganztägigen Berufstätigkeit sah, aber ich stimmte dann doch zu - des Tieres wegen.
Einen „Babysitter“ hatte ich ja schon – „Schwarzer“ – nur musste ich ihm das erst noch beibringen. So kam „Kitty“ ins Haus, ca. 10 Wochen alt - eine bunte Glückskatze.
„Schwarzer“ akzeptierte dieses kleine bunte Fellbündel, nur spielen mochte er mit ihr nicht, er war wohl schon zu alt und das Spielen mit Artgenossen kannte er offenbar auch nicht. Aber er war da und „Kitty“ nicht allein, wenn ich tagsüber meinen beruflichen Pflichten nachging.
So wuchs „Kitty“ heran, sie war anhänglich, aber auch ein bisschen zickig (wie die meisten dreifarbigen Katzen) und liebte ihre Freiheit.
Und so passierte, was eigentlich nicht passieren sollte. Sie wurde tragend, obwohl sie selbst noch sehr jung war.
Am 30. April 2002 war es dann so weit – 4 Katzenwelpen starteten ins Leben, 3 Mädchen und ein Junge.
Gespannt war ich auf die Reaktion von „Schwarzer“ auf das Geburtsereignis. Als er herein kam, nahm er sofort die Witterung auf, kam zur Wurfkiste, schaute über den Rand … Dann sah er mich an als wollte er sagen ‚ich war das nicht‘ – drehte sich um und ging wieder hinaus. Er ist auch nie wieder an die Wurfkiste gegangen und hat auch später die Katzenwelpen völlig ignoriert. Nur wenn sie es zu toll trieben und seinen Schwanz und seine Pfoten attackierten, stand er auf und ging weg, ohne jemals zu fauchen oder gar nach einem Welpen zu schlagen.
Die 3 weiblichen Kätzchen – Maxi, Mimi und Jacky – habe ich gut an Kolleginnen vermitteln können, der kleine Kater „Benny“ blieb bei mir. Alle 4 Katzengeschwister leben nach 11 Jahren noch und sind „glückliche Katzen“. Sie wurden alle rechtzeitig kastriert, so dass auch keine weitere Vermehrung mehr stattgefunden hat.
"Benny" |
Zurück blieben „Schwarzer“ und „Benny“, die sich gut verstanden und auch das Grundstück nicht verließen. So verging die Zeit und „Schwarzer“ wurde merklich senil. Dieser Kater war ja schon mindestens 12 Jahre alt als er zu mir kam und lebte dann noch 10 Jahre bei mir. Er starb an Altersschwäche.
„Benny“ war übrig geblieben und es tat mir auch leid,
dass er den ganzen Tag allein war. Er ist ein sehr sensibler Kater,
misstrauisch gegenüber Fremden, sehr schreckhaft bei jedem unbekannten Geräusch,
sonst aber sehr anhänglich.
Mein Sohn lebte damals in einer WG, in die ein
Mitbewohner ein kleines Kätzchen mitgebracht hatte, das er angeblich halb
verhungert auf der Straße gefunden hatte. Sie wurde dort gut versorgt und war
auch sehr zutraulich.
So nach und nach zogen die WG-Bewohner aus, gingen zum
Studium, zogen der Arbeit nach oder gründeten Familien. Zurück blieb mein Sohn
mit den Mietschulden und Stromrechnungen der anderen und „Mietzi“, die keiner
mehr haben wollte. Es war eine zierliche Katze, die sich sehr eng an meinen
Sohn gebunden hatte (er war wohl auch derjenige, der sich in der WG immer um
das Tier gekümmert hat). Sie machte in der Folge alle seine Umzüge mit und war
auch manchmal mit bei mir „auf Besuch“.
Dann kam der Tag als mein Sohn ganz plötzlich eine Arbeit
in Berlin aufnehmen musste, dort aber noch keine Wohnung hatte. Die Katze eine
ganze Woche allein zurück lassen, kam natürlich nicht in Frage, also zog „Mietzi“
kurzerhand bei mir ein. Ein wenig kannte sie sich hier ja schon aus, auch mit „Benny“
war sie schon früher in Kontakt gekommen.
"Mietzi" (die Erste) |
Erleichtert hat die Zusammenführung der beiden Katzen,
dass „Mietzi“ noch unkastriert und gerade rollig war. Allerdings handelte es
sich um eine Dauerrolligkeit, die durch Kastration schnellstens behoben wurde,
zumal „Mietzi“ nach der Eingewöhnungszeit auch Freilauf bekommen sollte.
Schon
eine Woche später konnte ich das Tier nach draußen lassen und „Mietzi“, die
bisher nur in der Wohnung gehalten wurde, genoss ihre neue Freiheit. Sie liebte
es, auf der Terrasse in der Sonne zu liegen, kam mit mir in den Garten, den sie
aber auch nie verließ.
Einmal gab sie einen klagenden Schrei von sich, der
zunächst befürchten ließ, es sei ihr etwas zugestoßen. Sie saß mitten auf der
Wiese und wirkte wie erstarrt. Sie sah vor sich hin und zeigte auch keine
Reaktion als ich sie rief.
Vor ihr lag eine tote Maus – keine Ahnung, ob sie den
kleinen Nager selbst erbeutet hat oder „Benny“ ihr seinen Fang „geschenkt“ hat –
es war wohl ihre erste Maus und deren Anblick hatte bei ihr den „Schrei des
Entsetzens“ ausgelöst. Also habe ich sie von diesem „Ungeheuer“ befreit und Mietzis
Welt war wieder in Ordnung.
„Mietzi“ war immer sehr ruhig, fraß relativ wenig und
schlief sehr viel, aber sie war ja auch schon etwas älter. Eines Tages stellte
sie die Futteraufnahme ganz ein und ich vermutete ein Problem mit den Zähnen,
was bei älteren Katzen sehr häufig vorkommt. Durch Zahnsteinbildung entzündet
sich das Zahnfleisch, hinzukommen Karies und lockere Zähne, was den Tieren
Schmerzen bereitet.
Also wurde Gebiss und Maulhöhle unter Narkose ausgiebig
behandelt. Nach Aussage des behandelnden Kollegen sah das aber alles noch gar
nicht so schlecht aus. Auch am zweiten Tag nach der Behandlung verweigerte „Mietzi“
weiter die Futteraufnahme. In der Nacht schlich sie sich dann davon - über die
Regenbogenbrücke.
Ich vermute, dass es sich um eine Tumorerkrankung gehandelt
hat (kommt bei älteren Katzen sehr häufig vor), denn schon bei der Kastration
war eine diesbezügliche Veränderung der Gebärmutterwand aufgefallen.
Wahrscheinlich hatten bereits Metastasen die lebenswichtigen Organe befallen.
„Benny“ war nun wieder allein, aber er sollte es nicht lange
bleiben …
Fortsetzung folgt ...
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