So sieht es aus ...
Vor dem Tor
Vom Eise gefangen sind Strom und Bäche
Wo bleibt des Frühlings holder, belebender Blick,
Im Tale verschwunden das Hoffnungsglück;
Der alte Winter, ganz ohne Schwäche,
Kam aus dem rauhen Osten zurück.
Von dort her sendet er, kräftig, wie nie
Eisige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die verschneitete Flur.
Auch die Sonne versteckt sich und duldet das Weiße,
Nirgendwo regt sich Bildung und Streben,
Nichts will sie mit Farben beleben;
Auch an den Blumen fehlt‘s im Revier,
Sie nimmt tanzende Flocken und Eisblumen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt kein buntes Gewimmel hervor.
Jeder wärmt sich heute so gern.
Und feiert daheim die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selbst erst aufgestanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Wird heut keiner ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! Welch weiße Flockenmenge
Die Blumen in Gärten und Feldern zerschlägt,
Wie der Fluss in Breit und Länge
So manche Eisscholle bewegt,
Und, bis zum Verzweifeln überladen,
Entfernt sich auch der letzte Mann.
Selbst von des Hügels fernen Pfaden
Blinken uns weiße Flächen an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Beim Rodeln ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
(frei nach Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)
Dabei könnte es jetzt doch auch so schön bunt sein!
Ein frohes Osterfest !
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